|
||||||
und was ganz anderes: ein Reisebericht aus Thailand (mit Klatsch und Tratsch) |
Corona 2020, 2021, ... | (c) Helga Schiehl 2021 | ||
Man freut sich, wenn man was bekommt, bedankt sich schön, wie es sich frommt; man spielt damit, man zieht es an - halt etwas, das man fassen kann. Was man nicht braucht, was ohne Zweck, das wirft man unauffällig weg. Dann, als man gar nicht daran denkt, sich eine Gabe auf uns senkt, die ein Herr Covid ausgedacht und gleich der ganzen Welt vermacht. |
Ganz ohne großes Tralala war das Virus plötzlich da. Geschickt platziert im Reich der Mitte - und nach guter alter Sitte per Pedes, Flieger, mit dem Wagen wurde weiter es getragen. Doch Covid war uns gar nicht hold, hat schnell die Menschheit überrollt. Das 'Geschenk' begann zu plagen, man möchte es zum Teufel jagen. |
Die Virologen warnten sehr, der Kranken würden immer mehr! Ratlos in fast allen Staaten ließ man gerne sich beraten - so machten wir fast alles zu und hielten werktags Sonntagsruh'. Keine Besserung in Sicht, Maskentragen wird zur Pflicht, Abstandhalten zum Gebot - keine Reisen ohne Not. |
Inzident, so heißt der Wert, der an unsern Nerven zehrt. Denn ist er hoch, so droht Lockdown; wir können nur noch Fernseh'n schau'n, denn Freunde treffen ist tabu - wir machen auf, wir machen zu. Das Impfen lief nur schleppend an, beim Planen saß der falsche Mann. Doch langsam nimmt es bess'ren Lauf - die Hoffnung wächst: wir machen auf! |
Neujahr 2019 | (c) Helga Schiehl 2018 | |
Das neue Jahr ist plötzlich da, Fragt nicht, ob man es haben will. Kommt mit Radau und Trallala - das alte geht ganz leis' und still. Es hat nicht mal 'Adieu' gedacht, schon gar nicht rief es 'Tschüß, bis bald.' Verschwand in der Silvesternacht im tristen, kalten Winterwald. Ob es wohl Rente kriegen kann nach 12 Monaten Arbeit nur? Egal, jetzt ist das Neue dran - ich bin ihm schon auf seiner Spur! |
Ich werde es noch heute fragen nach dem Woher und seinem Ziel. Und werde ihm ganz deutlich sagen: 'Das Wettermachen ist kein Spiel!' Mit Regen, Wind und Sonnenschein muss man geschickt jonglieren, sonst bleiben unsre Früchte klein - wir können nur verlieren. Auch sag' ich ihm mit allem Mut: 'Lass nie Orkan und Stürme los! Mit denen hab' ich nichts am Hut - wir kennen sie: sie schaden bloß!' |
Bitte streich' von deinen Listen - nur zu unsrer Sicherheit - Gauner und auch Terroristen! Gib denen einfach keine Zeit! Ohne Zeit sind sie gebunden, zeitlos eine brave Schar. So wird unsre Welt gesunden: sei ein gutes neues Jahr. |
Rügen 15.-20.7.18 | (c) Helga Schiehl 2018 | |
Wir reisen gern, wir reisen viel, suchen stets ein neues Ziel. Schauen auch beim Happ mal rein: Ja! Diesmal soll es Rügen sein. Um fünf Uhr fünf ist Abfahrtszeit, denn nach Rügen ist es weit. Doch so sehr die Insel lockt - so mancher Stau den Markus blockt. Aber ruhig und ohne Hast, dafür mit Frikadellen-Rast bringt er uns trotzdem ziemlich schnell zum 'Störtebeker', dem Hotel. Am nächsten Morgen zehn Uhr zehn, wir dann schon in Putgarten steh'n. Der Inselzug ist startbereit: zum Kap Arkona ist's nicht weit. Silke, eine Rügen-Frau, erklärt inzwischen ganz genau die Insel und das Drumherum. Wer, wieso, wann und warum. |
Leuchtturm, Küstenweg und Vitt, von allen nehm' ich Fotos mit. In Jasmund, zwischen Buchenbäumen dürfen wir von Hexen träumen. Dann sehen wir - von Gott gemacht - den Königstuhl in seiner Pracht. Am Abend noch die Freilichtbühne: Störtebeker, Klaus der Kühne. Am Tag darauf heißt's 'Leinen los'. Dann ragt der König stolz und groß aus all der hellen Kreide - er strahlt wie weiße Seide. Spät am Abend kommt der Regen - für das Land ein großer Segen, doch für Touristen ist es mau, denn auch am Morgen bleibt es grau. Mit Kuschelsilke geht es fort. Schiff ahoi, wir sind an Bord! noch ist der Wind ein wenig rau, doch langsam wird der Himmel blau. |
Nach Hiddensee geht unsre Fahrt. Die lange Insel ist apart: sie bietet Sanddorn, Meer und Sand, die Inselkirche und den Strand. Kutsche fahren oder wandern, so geht's von einem End zum andern. Zum Abschluss noch ein Sanddorn-Eis zum moderaten Inselpreis. Am letzten Tag geht's wieder rund: wir fahren nämlich nach Stralsund. Kirchen, Marktplatz, Hansestil - Kuschelsilke redet viel. Namen, Daten und Geschichte, hin und wieder auch Gedichte. Sie informiert uns über alles und warnt uns für den Fall des Falles: "Verliert mir nur die Karten nicht!" Da kommt der 'Roland' schon in Sicht und los geht die rasante Fahrt auf Schmalspurbahn nach Rügen-Art. Wir hatten eine schöne Zeit, jetzt ist der Abschied nicht mehr weit. Den drei Akteuren vielen Dank, sagt Helga von der zehnten Bank. |
Weihnachtsstress | (c) Helga Schiehl 2017 | |
Weihnacht, stille heil'ge Nacht. Draußen schneit es leis' und sacht - zugefroren glänzt der See. Bei Gebäck und süßem Tee sitzen Eltern, Maid und Bube drinnen in der guten Stube und alle lächeln glücklich mild. Welch Klischee, welch falsches Bild! Die Wirklichkeit sieht anders aus: die Kinder toben durch das Haus, stöbern in verbot'nen Schränken auf der Suche nach Geschenken. Der Vater schwitzt im Kellerraum im Kampf mit seinem Tannenbaum. Die Mutter steht am heißen Herd und rührt, wie es das Kochbuch lehrt. Der Vater poltert auf der Treppe: "Soll ich de Baam alleine schleppe?" Die Kinder eilen flugs herbei - sie zieh'n und zerren mit Geschrei, sie brechen hundert Nadeln ab und machen auf der Hälfte schlapp. Der Vater, so im Stich gelassen, kann den Baum allein nicht fassen. Der Baum entzieht sich allem Trubel. Unter lautem Kinderjubel, purzelt er in Richtung Keller - doch der Vater fällt noch schneller - Oben steh'n die Kids und lachen: Vater macht doch tolle Sachen! Und mit Gebell und Wedelschwanz, zeigt der Hund 'nen Freudentanz. |
Jetzt kommt die Mutter angerannt und nimmt die Sache in die Hand. Unter ihrem strengen Blick weichen Kids und Hund zurück, und der Vater mit dem Baum hinkt ganz still zum Weihnachtsraum. Die Mutter, auf dem Weg zum Herd, macht auf halber Strecke kehrt. Wo sind die Kids, was murmelt da? Der Vater, das Geschwisterpaar - sie sitzen vor dem Flimmerkasten, woll'n eine Viertelstunde rasten. Die Mutter kann nur resignieren - sie muss den Baum allein verzieren. Sie hängt, was sie so greifen kann, an die noch nackte Tanne dran. Doch einer hilft, das ist der Hund. Er liebt die Kugeln, glänzend bunt, klaut sie heimlich und ganz leise, schmückt den Raum auf seine Weise: verbuddelt alles unterm Schrank. So geht es schneller, Gott sei Dank! Mit halbem Schmuck nur karg bestückt - die Baumaktion ist nicht geglückt. Die Mutter schüttelt nur den Kopf - und denkt an ihren Bratentopf. Sie schreit und eilt zur Küche schnell, die Kinder folgen auf der Stell'. Der müde Vater, der kommt auch - man sieht fast nichts vor lauter Rauch. Die ganze Gans - sie ist verkohlt - Die Mutter weint, die Bande johlt. |
Da geht die Klingel, laut und schrill, Besuch, der Einlass haben will. Die Schwiegereltern sind schon hier! Sie wollen erst einmal ein Bier und dann von ihren Enkelgören die ganze schöne Story hören. Und später gibt es nach der Panne nur Käsebrot zur kargen Tanne. Die Kinder packen Päckchen aus und toben damit durch das Haus. Der Schwiegervater, ungeniert, schon mal die Küche renoviert. Die Schwiegermutter weiß viel Rat, wie man die Gans so richtig gart und wie der Baumschmuck immer glückt - was weiter auf die Stimmung drückt. Da meldet sich der Hund zu Wort: er muss jetzt gleich noch einmal fort! Vater, Mutter springen auf, und fast schon im Dauerlauf flieh'n sie in die Winternacht. Beide haben nachgedacht und sagen: "Eines ist uns klar! Wir machen's besser - nächstes Jahr!" |
Sommerwetter | (c) Helga Schiehl 2017 | |
Sommer, Sonne, dreißig Grad, alles eilt zum Freiluftbad. Decke, Handtuch, was zum Essen, die Getränke - glatt vergessen. Am Kiosk heißt es Schlage steh'n, dabei kann man dann Freunde seh'n. Man stöhnt sich zu "Wie ist's heut' heiß", - obwohl der andre das schon weiß. |
Die Woche drauf trifft man sich wieder. Seit Stunden platscht der Regen nieder. Man winkt sich zu und sagt voll Pein: "Es will und will nicht Sommer sein!" Doch Jammern bringt uns auch nicht weiter - mal regnet's halt, mal ist es heiter. Und ist's dem Bauern grade recht, stöhnt's aus dem Eiscafé "Wie schlecht!" |
Doch all die klugen Wetterleute, sie sagen uns: "So wird es heute." Und daher wissen wir Bescheid: Pullover oder Sommerkleid. Ob gut, ob schlecht die Wetterlage - ob Sonnen- oder Regentage, ob grau der Tag, ob hell und licht - Du und ich, wir ändern's nicht. |
Für meine Tochter | (c) Helga Schiehl 2010 | |
Das Kleinkind lebt im Augenblick, es kennt noch keine Zeit. Es schaut nicht vor und nicht zurück - jeder Tag ist Ewigkeit. So hat es alle Zeit der Welt, kann sie getrost verspielen. Es weiß nicht, welchen Schatz es hält und nichts von Zukunftszielen. Das Schulkind lernt mit Stundenplan sehr gut die Zeit verstehen. Es folgt schon der Termine Bahn, will Richtung Zukunft gehen. |
Noch kann es im Spiel vergessen wie die Zeit für uns verrinnt. Und es kann den Stress nicht messen, wenn der Lebensernst beginnt. Der junge Mensch, erwachsen eben, glaubt nicht mehr an Beschaulichkeit. Der Zukunft gilt sein ganzes Streben - zur Muse bleibt auch später Zeit! Doch wann ist später? Wann ist Zeit das Leben leicht zu nehmen? Die Zukunft, die scheint immer weit - ein allzeit ferner Schemen. |
Deshalb ändere den Stil: fröhlich, frei und ohne Sorgen sei für Dich der Weg das Ziel - und die Zukunft ist schon morgen! Denkst Du gern an jede Stunde mit ihrer Einzigartigkeit, ist die Zeit mit Dir im Bunde und Du kommst noch mal so weit! |
Der Umzug | Tagesbericht in Fortsetzungen | (c) Helga Schiehl 2009 |
1. der Wohnungskauf
"Wer kein Problem hat, macht sich eins!" Das las ich einmal irgendwo. Mein Mann und ich, wir hatten keins - wir waren glücklich, sorglos, froh. Wir hatten alle Zeit der Welt und 1000 Hobbies laufen, bis einer dann die Frage stellt: "Wollen wir 'ne Wohnung kaufen?" Der dumme Spruch trifft wirklich zu, denn kaum war die Idee geboren, war es vorbei mit unsrer Ruh' und die freie Zeit verloren. Es begann die große Jagd quer durchs schöne Hessen. Wir lernten jetzt, wie man sich plagt, ist man vom Kauf besessen. Morgens gleich ins Internet: "Suche 3 Zimmer, Küche, Bad." Bei Immoscout von A bis Z war Surfen unsre erste Tat. Zwar gab's manch Wohnungsangebot, doch meist war es zu weit, zu klein. Es tat Spezialisierung Not, wir tippten ganz präzise ein. Anzahl Zimmer, Größe, Preis - nichts ließen wir "so ungefähr." Wir surften tapfer und mit Fleiß und suchten lange kreuz und quer. Und hatten online wir entdeckt, was unserem Wunsch entsprach - ein scheinbar passendes Objekt - wir schauten gleich persönlich nach. Wir kamen rum im Maingebiet, in Spessart, Taunus, Odenwald. "Unmöglich" sich von "mag nicht" schied - wir fanden nichts, das sah'n wir bald. Oft gab's im Bad kein Tageslicht, mal war die Küche nur ein Hohn, hier nahm ein Hochhaus jede Sicht, dort fehlte ganz uns der Balkon. Mal war die Lage uns zu laut zu nah an Gleis und Autobahn. Auch dass man auf Fabriken schaut lag wirklich nicht in unserm Plan. Als sich nach wochenlanger Plage noch immer keine Wohnung fand, vertagten wir die Wohnungsfrage und flogen weg an Thailands Strand. Im April war'n wir zu Hause, braungebrannt und ausgeruht; suchten weiter nach der Pause - und jetzt klappt es so richtig gut! Denn eines Tages rief mein Mann - er surfte schon geraume Zeit - "Schau Dir mal diese Wohnung an!" Ich sah - und wusste gleich Bescheid. Wir sind schnellstmöglich hingefahren, waren da schon halb verliebt. Sicher, ein paar Mängel waren, doch nichts, wo's keine Lösung gibt. Zweimal waren wir noch dort, haben auch die Stadt besucht. Dann waren alle Zweifel fort - und die Wohnung schnell gebucht. Der nächste Schritt führt' zum Notar, den Kaufbrief unterschreiben. Bis jetzt läuft alles wunderbar: von uns aus kann's so bleiben. | 2. Die Renovierung beginnt
Gerne würden wir jetzt starten: Ärmel hoch und losgelegt. Doch leider müssen wir noch warten, bis das Amt Papier bewegt. Doch auch die Wartezeit vergeht, und eines Tages kommt Bescheid, in dem von "Übergabe" steht - vorbei die Frist, es ist soweit. Die Übergabe dann mit Sekt, der Spruch: "Hier sollt Ihr glücklich sein." Noch einmal alles durchgecheckt, dann sind sie fort und wir allein. Wir schlendern lässig durch die Räume und seh'n sie, wie sie fertig sind. Doch zum Schaffen unsrer Träume sollten wir was tun geschwind. Wir bringen eine Treppenleiter, Tisch und Stuhl für den Balkon, Bohrer, Spachtel und so weiter... na seht Ihr es, es füllt sich schon! Das Arbeitspensum ist sehr groß, und deshalb, gleich am Tag darauf, legt mein Mann so richtig los und baut ein paar Regale auf. Im Keller will er sie errichten und begibt sich schnell treppab. Ich hab' indessen andre Pflichten, denn Arbeit ist bei uns nicht knapp. Die Tapeten will ich lösen, Chemie bleibt leider wirkungslos. Also kratze ich im Bösen und leg drei weitre Schichten bloß. So steh ich schabend auf der Leiter, es klopft, ich denke: "Pause - gut", öffne frohgemut und heiter - seh meinen Mann und seh sein Blut! Es tropft nur so von seiner Hand. Ich frage nicht, was ist passiert: rot sind schon Türen, Boden, Wand grad alles ist mit Blut verschmiert. Später, als vorbei der Zauber - Hajo sitzt mit Druckverband, Tür und Treppenhaus sind sauber - hör' ich die Story von der Hand: Das Regal hat viele Teile und erschreckend viele Schrauben. Die Arbeit dauert eine Weile und scheint ihm die Geduld zu rauben. Doch der Akkuschrauber summt, dreht jede Schraube sehr geschickt, bis ganz plötzlich er verstummt und in sich zusammenknickt. Bevor er das Warum verstand, sah Hajo in dem ersten Schreck: zerquetscht sein ganzer Fingerrand, da mischt sich Blut mit schnödem Dreck. Später, als versorgt die Wunde, tat die Kaffeepause gut, und wir haben eine Stunde von der Arbeit ausgeruht. Dann geht Hajo wieder runter: mit neun Fingern schafft er weiter! Und auch ich, erholt und munter, steige wieder auf die Leiter. Ich kratze vor mich bis zum Grund und zähl die Schichten bis zum Stein. Ich sehe gelb, beige, rosa, bunt - wer mochte das gewesen sein? Wer fand rosa mal so toll oder gelb besonders chic, dass es die Wände zieren soll - Tag für Tag im vollen Blick? Ich denke und grübel schabend, ich kratze und träume dabei und kriege so bis zum Abend ein Viertel der Zimmerwand frei! | 3. Wir bekommen Hilfe
Vier Tage dauert das Zimmer, dann hol ich mir Hilfe ins Haus. Und doch wird es immer schlimmer: die Farbschichten tricksen uns aus. Später hilft uns noch mein Mann (bisher hat er Kabel verlegt), zusammen strengen wir uns an, und endlich hat sich was bewegt. Noch während die Tapete fällt, tut sich hier so allerlei: die Tochter sich zu uns gesellt und schafft an einem Tag für zwei. Natürlich hilft sie an der Wand. Doch was am meisten uns entzückt: sie ist mit ihrer schmalen Hand zwölf Rollläden zu Leib gerückt. Die Gurte waren lang benutzt, vergilbt, mit Farbe zugesaut, von vielen Händen stark verschmutzt: jetzt wurden Neue eingebaut! Trotz Erfolg und Vorwärtskommen (Gurteinbau, Tapetenschwund) hat die Sorge zugenommen: zu langsam geht's, es läuft nicht rund. Mein Mann besorgt aufs Datum blickt. Er kann allein nicht alles machen, handwerklich ist er zwar geschickt, braucht Hilfe bei den schweren Sachen. So fragt er Firmen hier am Ort nach Preis, vor allem aber WANN? Und jeder gibt ihm dann sein Wort: "In drei, vier Wochen mach ich's dann!" Dann, in diesen tristen Tagen, wie Engel aus dem Himmelreich Anton und Andreas sagen den schönen Satz: "Wir machen's gleich!" Sie bringen flugs ihr Werkzeug rein und fangen in der Küche an. Bald hüllt der Lärm und Staub uns ein, dass man die Zwei kaum sehen kann. Sie sind jung, die Firma neu und entwickeln sich zum Hit, denn sie bringen ohne Scheu jeden, den wir brauchen, mit. So werkeln in der Küche bald fünf gewiefte Handwerksleute, frohes Klopfgeräusch erschallt - es ist wohl unser Glückstag heute! Drei Tage für: die Küchenwand, neue Tür, Elektroarbeit, Mauerdurchbruch, Fliesenband: alles preiswert, schnell, gescheit. Manches Mal in diesen Wochen laden uns abends Freunde ein: muss ich nicht noch selber kochen schmeckt es ganz besonders fein! |
4. Erstes Fazit
Drei Wochen sind bisher vergangen, jetzt liegen gut wir in der Zeit; dafür, wie wir hier angefangen, sind wir inzwischen wirklich weit. Die Wände sind wie leergefegt, vorbehandelt und grundiert. Die Kabel unter Putz verlegt und schon vieles repariert. Sehr viel Zeit, mehr als wir glauben, ging für die Logistik drauf. Zum Beispiel für die Wahl der Schrauben, für Kabel- und Tapetenkauf. Teppiche sind zu bestellen. Da zurzeit hier Fliesen liegen, muss man die Entscheidung fällen wie der Boden glatt zu kriegen. Fachleute gaben ihren Rat, doch jeder etwas andres meint, und jeder möchte schnell zur Tat - doch Eile wird vorerst verneint. Ehe wir den Auftrag geben wird die Heizung abmontiert (Anton will noch Kacheln kleben), werden die Wände tapeziert. Und noch was kostet uns viel Zeit: der gewünschte Wintergarten. Da ist das Angebot sehr breit - Beweis: ein Stapel Firmenkarten. Groß ist hier das Preisgefälle bei wohl gleicher Qualität. Manch Schwätzer steht auf unsrer Schwelle, der schlecht und teuer uns berät. Den Zuschlag kriegt ein Mann vom Ort; sein Preis: vernünftig, gut belegt, sein Plan verspricht uns den Komfort, der unsre Fantasie bewegt. | 5. Blitzeinschlag
Dann ist da noch der Umzug-Check: Welche Firma für uns packt? Ich stelle Fragen zu dem Zweck am Telefon beim Erstkontakt. Und mittendrin in der Aktion traf uns in Rodgau jetzt der Blitz, verschmorte unser Telefon, und zwar die Box mit Namen Fritz. Es gab auch sonst noch manche Plage bei uns und anderen im Haus: so war kaputt die Sprechanlage, und auch das Internet fiel aus. Jetzt fragt mal, wie uns das gefällt: keine Klingel und kein Net. So abgeschnitten von der Welt, das macht ein Handy auch nicht wett. Pech für alle Speditionen - doch zuerst die Reparatur. Die Firma muss die Kräfte schonen, und schafft es zwölf Tage nur. Dann melden wir uns online ins wirkliche Leben zurück. Wir können wieder dabei sein, den Umzug auch buchen zum Glück. | 6. Tapeten
Noch steh'n die Möbel in Rodgau und die neuen Wände sind nackt. Drum wird ab heute ohne Show das Tapezieren angepackt. Wir sagten's, als der Tag noch jung und ohne weitre Pläne war. Doch dann schellt jemand voller Schwung: "Die bestellte Tür ist da!" Mann, war da die Freude groß: die Tür kam früher als gedacht. Wir ließen die Tapeten los und gaben auf den Einbau Acht. Nicht, das Aufsicht nötig war, die Leute wussten, wie es geht. Wir waren nur aus Neugier da, wie jemand, der im Weg rumsteht. Eine alte Fensterscheibe wird durch diese Tür ersetzt. Doch kommen wir durch sie beileibe nicht in den Wintergarten jetzt. Denn jenen gibt's erst auf Papier (gestern wurde er bestellt), und inzwischen gehen wir durch die Tür, wann's uns gefällt. Nachdem das mit der Tür passiert, haben wir beide Hand in Hand den Schlafraum doch noch tapeziert. Fast fertig! (Außer Fensterwand) |
7. Pause
Müde fuhren wir nach Haus. Doch auch in Rodgau gibt's zu tun; so setzen einen Tag wir aus und widmen uns dem Haushalt nun. Waschen, bügeln, kaufen gehen, Gasse fegen, Treppe putzen, Bankgeschäfte, Post durchsehen - so ein Tag ist gut zu nutzen. Doch sind die Hände auch aktiv, wenn wir den Haushalt meistern, im Kopf ein andrer Film ablief, wo wir Tapeten kleistern. Und durch diesen Doppelstress - die eine Arbeit grad gemacht, die andre planen unterdes - verliere ich die erste Schlacht. Denn mittags, Pause nur im Sinn, als Müdigkeit und Frust sich trafen, setz ich mich zehn Minuten hin - und bin tatsächlich eingeschlafen. Aufgewacht nach einer Stunde, an die ich nicht erinnern kann, schau ich verwundert in die Runde: im Nachbarsessel schläft mein Mann! Soviel zu unsrer Kondition, zu Ausdauer und Tatendrang. Es ist nicht toll, wir wissen's schon - mir wird vorm Umzug richtig bang. Doch tags darauf, schon kurz nach Acht, mit Thermoskanne, Fresspaket, haben wir uns aufgemacht dorthin, wo unsre Leiter steht. | 8. Es geht weiter
Samstag ist Anton angesagt - er soll die Heizung abmontieren, denn wir haben laut geklagt: "dahinter ist schlecht tapezieren". Er soll deshalb Fliesen legen; wir haben marmor-grau gewählt, denn das läßt sich leichter pflegen - nie mehr streichen, nur das zählt. Für Antons Team ist das nicht schwer. Schritt für Schritt, wie sie's gelernt: sechs Heizkörper, seit gestern leer, werden spielend leicht entfernt. Kacheln kleben, Fugengrau, Halter wieder angeschraubt - doch dann wird es dem Anton flau, zu sicher hat er sich geglaubt. Jede Heizung sitzt am Platz, das Arbeitsende ist so nah, anschließen noch, das geht ratz-fatz! Doch das Unglaubliche geschah: Der Anschlußstutzen passt nicht mehr - in keinem der sechs Fälle. Da muss jetzt ein Fachmann her - am Besten auf der Stelle. Tags drauf kommt früh der Heizungsmann; ihm ist das Problem nicht fremd. Und er fängt mit der Arbeit an, indem zwei Zangen er verklemmt. Die setzt er dann als Hebel ein und stemmt und zieht mit aller Kraft. Dann klinkt der Stutzen wieder ein: Monteur und Heizung sind geschafft. Leider ist der Heizungsmann länger als uns lieb geblieben. Auf die Rechnung hat er dann vier ganze Stunden aufgeschrieben! Von dem Heizungszwischenspiel haben mehr wir als genug. Tapezieren war das Ziel - und jetzt sind wir in Verzug. Schlaf- und Wohnraum gehen voran, die Küche - leer wie eh und je! Doch einer nimmt sich ihrer an: der Schwiegersohn, heut' noch in spe. Schnell und sauber hilft er mit, ohne Leiter (er ist groß, ihm reicht ein Zwei-Stufen-Tritt) klebt er sorgsam Stoß an Stoß. Am Abend ist er schon sehr weit, nur ein paar Bahnen fehlen hier. Er spricht: "Bald hätt' ich wieder Zeit!" Ich denke, den behalten wir. Auch die Tochter, selbst gestresst, erscheint mit einem Freund vor Ort. Dann macht sie uns Tapeten fest und klebt und kleistert im Akkord. Für ein paar verflixte Ecken rechnen wir noch ein, zwei Tage. Wenn wir jetzt die Arbeit checken, zeigt sich sehr entspannt die Lage. | 9. Der Balkon
Auch vom Balkon gibt's was zu sagen, der, an den Wänden schon ergraut, (bis Anton kam mit seinem Chargen) jetzt strahlend weiß ins Land rausschaut! |
10. Aua! (morgens)
Heut' morgen bin ich aufgewacht und konnt' mich kaum bewegen. Zu allererst hab' ich gedacht, ich hätte mich verlegen. Mein Hals, Genick und Schulterblatt mit Schmerzen reagieren: Sie haben tapezieren satt und wollen rebellieren. Ich denke laut: "Es ist vorbei, tapezieren ist passé! Heute habt Ihr alle frei." Doch es tut mir trotzdem weh! Na, dann wollen wir mal seh'n was in diesem Fall von Nutzen: Boxing Cream und Voltaren, denn ich will noch Fenster putzen. Aua (abends) Dieser Tag war eine Pleite: an Putzen hab' ich nicht gedacht. Mir tat weh die ganze Seite - das Voltaren hat nichts gebracht! Ich war Lehrling statt Geselle, gab meinem Mann die Schrauben zu, rückte ihm stets auf die Pelle und nervte ihn: "Was brauchste nu?" So fahren wir schon früh nach Haus. Zum Glück rückt unser Vorratsschrank zwei Tiefkühl-Aufback-Pizze raus. Das war's für heut - ich meld mich krank! Am Morgen bin ich wieder fit, denn heute ist mal Einkaufstag: da will ganz unbedingt ich mit, denn das ist Arbeit, die ich mag. | 11 .Lampenkauf
Erst schauen wir uns Lampen an, wir brauchen was für jeden Raum. Doch was man alles haben kann, das ahnten wir bisher noch kaum. Zwar wissen wir, was uns gefällt, doch ich will gründlich staunen! Wir schlendern durch die Lampenwelt, voll von Designer-Launen. Müde dann vom vielen Laufen (und auch das Gucken nimmt uns mit!) gibt es mittags zum Verschnaufen zwei Mal Bratwurst mit Pommes frites. Erneut, gestärkt und motiviert, wir bei den Leuchten landen, wo wir, verchromt und unverziert, fünf Lampen dann erstanden. Küche, Flur und Wintergarten sind jetzt ordentlich bestückt. Die drei Zimmer müssen warten bis ein neuer Kauf uns glückt. | 12. Teppichboden
Dies ist der erste Tag von drei, die uns fern der Arbeit halten. Denn Teppichleger sind dabei, unsre Wohnung zu gestalten. Teppich in orange, wie immer! Ein halber Tag ist kalkuliert für Schlafraum und das Arbeitszimmer. Der Wohnraum selbst wird erst grundiert. Diese Arbeit kostet Zeit: zwei Mal muss es verspachtelt sein. Doch endlich ist es dann soweit: wir dürfen wieder bei uns rein. Die Räume wirken hell und leicht - und wenn man spricht, kein Echo mehr. Das Gehen einem Schweben gleicht - ja, Teppichboden macht was her! Doch im Flur, auf ganzer Länge, sind die Türen abgestellt, denn noch fehlen Übergänge, wo der Teppich sonst wellt, Wir fahren selber in den Ort, halten einen netten Schwatz, erhalten dann das Ehrenwort: "Alles kommt an seinen Platz!" Nur das Wann bleibt etwas vage, denn keiner kennt die Lieferzeit. Doch wir sind friedlich diese Tage und akzeptieren den Bescheid. |
13. Dumm gelaufen
Einmal (das lieb ich nicht so sehr) war'n zum Kleinkram-Kauf wir fort. Im Baumarkt, ewig kreuz und quer, wir suchten hier und fanden dort. Rasch füllt sich der Einkaufswagen mit Schrauben, Dübel, Alustangen. Wie wir schnell mal überschlagen, wird das Bargeld gar nicht langen. Die Wohnung ist uns lieb und wert, und das was sein muss, muss halt sein. Doch Rechnen ist nicht ganz verkehrt; so sagen manches Mal wir "nein". Und so fehlen uns am Ende nur Lichtschalter, fünf an der Zahl. Fast 12 Euro mitsamt Blende für einen Schalter unsrer Wahl. Doch hier, bei den Elektrowaren, da kann Rabatt man schinden - hier nun darf man richtig sparen, kauft man in Großgebinden. Und diesmal sind wir schwer auf Zack - und echt, was tätet Ihr? - Wir nehmen einen Sechser-Pack und zahlen nur für vier! Doch beim Einbau in die Zimmer ändert sich dann unser Sinn: nicht die Schalter, sondern Dimmer wären wirklich ein Gewinn. Nur eines der gekauften Teile wird in unsre Wand gesenkt. Glücklich ich davor verweile: denn dieser Schalter ist geschenkt! | 14. Dumm gelaufen zum Zweiten
Dieses war der erste Streich voll Dummheit an der Schalterfront. Doch der zweite folgt sogleich, denn wir haben mehr gekonnt. Wir haben an der Küchenwand Umbauarbeit durchgeführt; der Schalter außen linker Hand war von dem Umbau nicht berührt. Wir nahmen ihn auch gar nicht wahr und versetzten Tür und Rahmen. Alles klappte wunderbar, bis wir dann zum Abschluss kamen. Der Schalter sitzt jetzt mittendrin, die Küchentür ein Meter weg. Es kommt uns gar nicht in den Sinn, zu fragen nach des Schalters Zweck. Denn wir haben tapeziert, die neuen Schalter angebracht - und da erst haben wir kapiert, welchen Fehler wir gemacht. Denn beim Reden über Dimmer kommt auch dieser Schalter dran, und ohne einen blassen Schimmer fragen wir: "Was macht der an?" Ich kann es wirklich nicht erzählen ohne das schamrot ich werde. Und ich muss französisch wählen: "Merde, merde, merde!!!" Seit Tagen uns vor Augen stand, doch nein, wir sahen's nicht: im Wohnraum! mitten an der Wand bedienen wir das Küchenlicht! Beim Umbau hatten wir es leicht, den Schalter zu verlegen. "Ein Klacks" sagt Hajo, hätt' gereicht, doch wie ihn jetzt bewegen? So haben wir in letzter Zeit fleißig Ideen durchgecheckt. Wir prüften jede Möglichkeit bis wir das Patent endeckt: Wir steigen um auf Funksignal, und zwar für alle Zimmer. Wir finden das System genial- geht es doch auch bei Dimmer! | 15. Packen (1)
Wir haben fast zwei Monat lang an unsrer Wohnung renoviert. Mal optimistisch und mal bang hab ich den Fortschritt hier notiert. Gespickt mit Pannen, Schweiß und Glück, mit Hilfe, meistens doch zu zweit, ging es voran Stück für Stück. Heut' melde ich: wir sind soweit! Wo's anfangs hoffnungslos uns schien, das Chaos je zu lichten, bleibt jetzt, drei Wochen vor Termin, kaum etwas noch zu richten. Doch halt! So stimmt der Satz nicht ganz. Er gilt nur für das neue Haus; in Rodgau, zeigt uns die Bilanz, bricht eben jetzt das Chaos aus. Wir müssen unsre Sachen checken, denn wir sollen Hab und Gut ordentlich in Kisten stecken, wie man das vorm Umzug tut. Klar heißt unser Stichwort "misten". So wird hier heftig diskutiert: dieses kommt in unsre Kisten jenes Teil wird aussortiert. Der Speicher war das erste Ziel, mit dem Müll von dreißig Jahren. Wir warfen weg im großen Stil: wozu das Zeug noch aufbewahren? Schwerer war's im Keller dann, vollgestellt von Wand zu Wand. Wir gingen ganz energisch ran, und war'n erstaunt, was sich so fand! Hier ein Sack mit Kabel-Enden, das längste Stück ein Meter lang! Wolle, Schuhe, Schalterblenden - zu groß war unser Sammeldrang. Doch was soll bleiben, was soll weg? Werkzeug, klar, das braucht man immer. Auch Koffer haben ihren Zweck, doch der Kleister, der klebt nimmer..... Der alte Keller ist fast leer (auch die Regale sind schon fort), der neue füllt sich mehr und mehr (denn die Regale sind schon dort)! |
16. Packen (2)
Vom Wohnzimmer muss alles mit, was man nur transportieren kann. Und darum, als ein erster Schritt, fang ich mit unsern Steinen an. Wir lieben jeden unsrer Steine, keiner soll zu Bruch uns geh'n. Und so tu ich dann das meine, dass sie den Umzug übersteh'n. Ich packe jeden einzeln ein, in Zeitung und in Styropor, und kann nun ziemlich sicher sein: ein Steinbruch kommt bei uns nicht vor! Eins habe ich nicht überlegt: außer Steinen heben wir, wenn man die Kartons jetzt bewegt, auch ein paar Kilo Packpapier! | 17. Packen (3)
Als nächstes sind die Bücher dran. Die Umzugsfirma riet diskret: "Damit man es noch tragen kann, nur zwei, drei Lagen pro Paket!" Also schichte ich zwei Lagen und hebe dann die Kiste an. Nicht zu schwer, ich kann es wagen und baue eine Reihe an! Obenauf, so war der Rat, bitte keine schweren Sachen, nur leichte Dinge aller Art um die Kartons voll zu machen. Jetzt die Kiste rum zu heben - alleine schaffe ich es nicht. Auch leichte Dinge haben eben in der Summe ihr Gewicht! Ich lass' den Karton einfach steh'n und Hajo dann, mit starker Hand, stellt diesen und die nächsten Zehn gestapelt an die Zimmerwand. Auch ansonsten schafft er schwer - doch damit ist jetzt vorerst Schluss. Er hält sein Kreuz und stöhnt gar sehr: mein armer Mann hat Hexenschuss!! | 18. Zwischengedanken
Wenn man etwas vorbereitet, schwierig und mit Endtermin und auf's Datum hin arbeitet - noch nie die Zeit so wichtig schien! Doch auf die Zeit ist kein Verlass, auch kann man sie nicht kaufen - wir hatten früher Zeit en masse, jetzt könnten wir sie brauchen. Schon seit drei Wochen oder mehr fehlten uns viele Stunden; wir hinkten ständig hinterher - wohin sind sie verschwunden? Und dann, am allerletzten Tag, kam auch der Rest abhanden. Da ging es plötzlich Schlag auf Schlag, dass keine Zeit wir fanden. So trieben wir fünf Tage lang im Umzugswahn dahin. Wir ackerten wie unter Zwang, den Einzug nur im Sinn. Doch langsam und zu unserm Glück kehrt jetzt ein wenig Ruhe ein, zögernd kommt die Zeit zurück: bald kann ich wieder Rentner sein! |
19. Die Spedition (1)
Wir sind jetzt hier mit Tisch und Bett, mit Schränken, Herd und Pfannen. Es hat geklappt von A - Z, bis auf die kleinen Pannen. Schon früh am Montag fing es an: Da kam von unsrer Spedition zum Packen von dem Porzellan ein junger Mann zum Stundenlohn. Geschickt und schnell geht er ans Werk, schleppt Teller, Tassen, Gläser her, erhöht noch unsern Kistenberg - um 11 Uhr sind die Schränke leer. Drei Arbeitsstunden schrieb er auf. Natürlich akzeptierten wir - und grinsten, denn da stand noch drauf: "Fünfzehn Kilo Packpapier." Doch er fuhr jetzt nicht nach Hause, so wie wir zuerst geglaubt. Er machte eine kleine Pause, hat dann die Möbel losgeschraubt. Wir schauten uns entgeistert an, denn Umzug ist erst morgen. Doch überzeugt der junge Mann: "Was heut' getan, macht keine Sorgen!" Doch halte ich die Küche fest bevor der Ofen abgebaut; im Kühlschrank ist noch Gulaschrest, Kartoffeln und auch Sauerkraut. | 19. Die Spedition (2)
Das Kraut kommt in die Mikrowelle, dort wärmt es sich von ganz allein. Heute heißt es, "auf die Schnelle", die fünf muss auch mal grade sein. Ich habe selten so rotiert - der Umzug fordert seinen Preis. Die Küche wird schon abmontiert, kaum ist unser Gulasch heiß. Um zwei ist alles vorbereitet, und ich hör' den Helfer sagen, als er die Info weiterleitet: "Chef, bring mir den Möbelwagen!" Der LKW wird prompt gebracht und parkt vor unserm Haus. Auch hat der Chef an mehr gedacht: vier starke Männer steigen aus! Sie kennen kein Zögern und Zagen, zielstrebig kommen sie rein. Ihr Job ist das Schleppen und Tragen, was rumsteht, das laden sie ein. Neunundsiebzig Kisten wandern durch die Tür zum Möbelwagen, Tisch und Stühle, nach einander, werden schon hinausgetragen. Auch der Kühlschrank zieht von hinnen, doch ich ruf' energisch "Halt!" Da sind Lebensmittel drinnen - unser Frühstück liegt noch kalt. | 19. Die Spedition (3)
Die Mikrowelle und der Herd sind im LKW verschwunden, der Kühlschrank macht noch zwei mal kehrt, gern hätte ich ihn angebunden! Abends stehen unsre Sachen im LKW am Straßenrand. Wir können's uns gemütlich machen mit Bett, zwei Sesseln, Fernsehwand. Am Umzugstag um sieben Uhr kommen zwei der Möbelpacker: "Es sind ja ein paar Teil nur!" und rücken unser Bett ganz wacker. Sie heben hier und schieben da, sie stöhnen und sie schwitzen schon. Nach zehn Minuten war dann klar: das Bett muss über den Balkon. Das wird den beiden doch zu schwer, sie geben auf und rufen an, denn schleunigst muss das Team jetzt her, auch ein Transporter muss heran. Sie spucken alle große Töne: "Nur ein Klavier hält uns auf Trapp!" Unter sechsfachem Gestöhne geht das Bett kopfüber ab. Und dann jubeln alle laut, denn mit einem letzten Stoß ist das Bett jetzt gut verstaut und der Konvoi fährt endlich los. |
19. Die Spedition (4)
Wir und beide Möbelwagen kamen ohne Pannen an und ans Entladen ohne Klagen machen sich die sechse dran. Die Kisten in den Wintergarten, dort können gut sie stehen. Ihr Inhalt muss noch etwas warten bis wieder Land wir sehen. Die Räume werden schnell gefüllt - kaum was steht an Ort und Stelle. Die Küche ist schon zugemüllt - bis auf unsre Mikrowelle! Sie hatte sich ganz gut versteckt, es lief halt alles etwas wirr. Durch Zufall wurde sie entdeckt zwischen Kisten mit Geschirr. Der Platz erschien uns nicht sehr klug für unsre Mikrowelle. Und Hajo sie zum Tisch hin trug - nur so, für alle Fälle. Doch wird sein Lächeln etwas breit, als er den Ofen hin placiert. Er öffnet seine Tür ganz weit und sagt: "Da ist ein Ding passiert!" Einmal quer durchs halbe Hessen fuhr ohne Klirren, ohne Laut, von mir im Stress vergessen die Schüssel mit dem Sauerkraut! | 20. Planung ersetzt Zufall durch Irrtum!
Am ersten "Nach-dem-Umzug"-Tag wurde die Küche neu montiert. Und von da an, Schlag auf Schlag, haben wir uns arrangiert. Wir sind in unsrer Ehezeit zuvor erst einmal umgezogen und haben Unerfahrenheit durch Plan und Eifer aufgewogen. Der Eifer war und ist vorhanden, das mit dem Plan klappt nicht so sehr. So gut wir unsre Planung fanden, das Abarbeiten fiel uns schwer. Schränke, Sessel, Stühle, Tisch - was wir an Möbeln mitgebracht, haben wir recht ordentlich aufgestellt wie vorgedacht. Tags drauf beim ersten Tageslicht sind wir beide irritiert. Der eine Schrank gefällt so nicht, wodurch der ganze Raum verliert. Wir haben dieses eine Stück noch dreimal rumgehoben. Das ging mal vor und mal zurück, gezogen und geschoben. Die Planung war hier für die Katz, ausprobieren hat's gebracht. Jetzt steht der Schrank an seinem Platz - geschlagen ist auch diese Schlacht! 21. Blumen Durch Fleurop kam in dieser Zeit ein wunderschöner Blumenstrauß mit Gruß: "Glück und Zufriedenheit!" - da spürten wir, wir sind zu Haus! | 22. Strom
Die Möbel stehen wie sie sollen, jetzt dürfen wir nach Lust gestalten. Da sind zum Beispiel die drei Stollen, die unsre Steinesammlung halten. Ich freue mich aufs Dekorieren, wieder etwas Schönes mehr! Mühe macht nur das Montieren, da muss die Bohrmaschine her. Und, das haben wir geschworen: um Probleme zu umgehen wollen wir vor jedem Bohren nach Metall und Leitung sehen. Ja, dort ist die Abzweigdose - doch was da weg geht, stört uns nicht, denn, das erleichtert uns die Chose: rechtwinklig ist in Deutschland Pflicht. Vom Messgerät auch noch bestärkt, dass unsre Stelle leitungsfrei, hat Hajo kräftig losgewerkt - und schon war's mit dem Strom vorbei. Funken sprühen und ein Knall! Wir erschraken fürchterlich - und damit war der Stollen-Fall für heute erst einmal vom Tisch. Denn mit Hammer und dem Eisen widmet Hajo sich der Wand, um die Stelle einzukreisen wo der Bohrer Leitung fand. Dann hat er die blanke Stelle fachmännisch wieder repariert und für zukünftige Fälle an der Wand noch recherchiert. Er misst und legt den Winkel an, und dabei stellt sich dann heraus: vor Jahren hat ein Handwerksmann gepfuscht beim Bau von diesem Haus. Das Kabel läuft nicht, wie man denkt, gerade runter in der Wand - wie eine Treppe, die sich senkt kommt herab das Leitungsband! Wieder sind wir zwei gescheiter! Tagsdrauf wird das Regal gebaut, und heute, eine Woche weiter, sind die Steine gut verstaut. Die Dekosachen sind verteilt, erste Bilder zier'n die Wände, die kleinen Schrammen sind verheilt - mein Bericht ist hier zu Ende! Der Umzug und das Renovieren verliefen nicht genau nach Plan. Pannen wollen halt passieren - egal, die Arbeit ist getan. Jetzt will ich wieder Hausfrau sein und backe einen Kuchen. Und darum laden wir Euch ein: "Kommt uns doch mal besuchen!" |
Hommage an Rodgau | (c) Helga Schiehl 2009 | |
Jetzt in unsern Rentnertagen wollen wir von Rodgau fort, möchten einen Neustart wagen: neue Wohnung, neuer Ort. Mehr als unser halbes Leben sind wir hier jetzt schon zu Haus', da hat manch Bindung sich ergeben, und rundum kennen wir uns aus! Die Straßen kennen wir genau und auch die Gassen und Plätze, im Ort den Samstagmorgenstau und manche Fachwerkschätze. Wir kennen die Winkel und Ecken, Geschäfte, Lokale, Kultur - viel gab es hier zu entdecken bei Fahrrad- und Wandertour. Rodgau ist zentral gelegen, sehr ruhig, doch mittendrin. Diese Lage war ein Segen, wir kamen gut zur Arbeit hin. | Doch vorbei die Arbeitszeit, keine morgendliche Hast - Frühstück in Gemütlichkeit, Tun und Lassen wie's uns passt. Doch die schönen faulen Tage genießt man nur im ersten Jahr, und dann stellt man sich die Frage: "Ob das schon unser Leben war?" Schon sehnt man sich nach neuem Ziel, Rodgau ist ja nicht die Welt. Wohnungssuche heißt das Spiel, das uns nun in Atem hält. Doch war es leider gar nicht leicht, so ein Heim nach Wunsch zu finden, die Wohnung, die den Träumen gleicht, die wir mit ihr verbinden. Wir wussten, was wir haben wollen, Größe, Preis und vieles mehr, wie die Räume ausseh'n sollen: hell und luftig wie bisher. |
Die Lage war besonders wichtig, wir suchten eine schöne Stadt. Rentner sind spaziergangspflichtig: wir brauchen schöne Wege satt. Diese Stadt ist jetzt gefunden, mit der Wohnung für uns zwei. Vorm Notar an uns gebunden, ist das Suchen nun vorbei. Wir beide freuen uns schon sehr und sind zum Wechsel gern bereit. Nur eines macht das Herz uns schwer: nach Rodgau ist es ziemlich weit. Wir haben gerne hier gewohnt, in Glück und in Zufriedenheit. Die Jahre haben sich gelohnt: Dank, Rodgau, für die schöne Zeit! |
Heimweh - Fernweh | (c) Helga Schiehl 2009 | |
Drei Monat – das ist lange Zeit, doch nur, wenn man am Anfang steht. Da scheint das Ende noch so weit, man ahnt noch nicht, wie schnell es geht. Wir sind dem Winter weggeflogen, wer braucht schon Kälte, Matsch und Schnee. Sind ins Paradies gezogen: blauer Himmel, warme See. Wir hatten Pläne für die Reise, war’n für dies und das bereit. Doch auf echte Renterweise Verschoben wir’s, wir hatten Zeit. Erst einmal den Strand erkunden, alte Freunde neu entdecken. Wandern die bekannten Runden - unsre Lieblingsplätze checken. |
Wir ließen es uns prächtig gehen, genossen Sonne, Meer und Sand - und ehe wir uns recht versehen auf dem Kalender „Halbzeit“ stand. Wir rechneten: „Was schon so bald?“ Die Zeit verging ja wie im Flug. Zu Hause ist es bitter kalt - sind noch sechs Wochen uns genug? Wir gingen weiter an den Strand, hatten ab und an Kultur, fuhren manchmal auch ins Land. Kurz, wir machten Urlaub pur. Aus der Heimat kam Bericht, die E-Mails waren alle gleich: bess’res Wetter ist in Sicht - dies war des Winters letzter Streich! |
Bei uns ist es inzwischen heiß, die Zeitung schreibt von Hitzewelle. Wir schwitzen heftig und mit Fleiß, rühren kaum uns von der Stelle. Und dann aus Deutschland der Bescheid: “Der Frühling kommt – bringt er Euch mit?“ Ja, jetzt sind wir dazu bereit - drei Monat war’n ein guter Schnitt. Die Zeit vergeht jetzt ohne Pause, nur ein paar Tage bleiben mir. Ich freu’ mich riesig auf zu Hause - und habe Sehnsucht schon nach hier. |
Die Luftmatratze | (c) Helga Schiehl 2009 | |
Das Meer vor uns ist warm und klar, kleine Wellen laden uns ein. Wir nehmen unsre Chance wahr und hüpfen quietschvergnügt hinein. Ich bin auf "Baden" eingestellt, auf Plantschen ohne Kraftaufwand. Doch steil der Strand nach unten fällt, und meinen Füßen fehlt der Stand. Glücklich, wer in diesen Tagen eine Luftmatratze hat. Lässt sich schaukelnd von ihr tragen: das Schwimmen findet trocken statt. Man setzt die Matte sanft ins Meer und schwingt sich drauf ganz elegant. Für manche ist das gar nicht schwer: sie gleiten butterweich vom Strand. |
Grad so wollen wir's genießen: Nichtstun zwischen Meer und Wind! Wir sofort den Kauf beschließen, jetzt Luftmatratzeneigner sind. Wir kaufen auch den Blasebalg. Mein Mann pumpt, spricht kein Klagewort und meint dann lachend, voller Schalk: "Das war für heute dann mein Sport!" >Jetzt kann der große Spaß beginnen - ab ins Wasser: Stapellauf! Ohne mich noch zu besinnen spring ich auf die Liege drauf. Wirklich geht der Spaß jetzt los: ich erwische nur den Rand und rutsche ab. Wo bin ich bloß - oben Wasser, unten Sand. |
Ich tauche auf zum zweiten Test, was andre können, will ich auch. Krampfhaft halte ich mich fest - leider lieg ich auf dem Bauch. Ich versuch die Korrektur, hör lachen meinen lieben Mann. Himmel, was geschieht mir nur: die Matte schwimmt, ich unten dran! Doch auch noch beim zehnten Mal bockt die Liege wie ein Pferd. Jetzt wird der Spaß ein wenig schal - nun bocke ich und mache kehrt. Doch mein Mann hat ein Erbarmen, sieht: seine Liebste ist gestresst. Hält für mich mit starken Armen unsre Luftmatratze fest. Das war ein Fehler, er sieht's ein: ich lern es nicht, doch bin ich schlau! Jetzt muss er stets zur Stelle sein - als Mattenhalter für die Frau. |
Bobby | (c) Helga Schiehl 2009 | |
Seit einem Jahr kenn' ich den Bobby, diesen netten alten Herrn. Meist treffe ich ihn in der Lobby, denn dort sitzt er besonders gern. Er ist im Condo Dauergast. Gebucht komplett mit Vollpension kann er hier leben, wie's ihm passt und wohnt hier praktisch immer schon. Herr Bobby ist jetzt hoch betagt - immer schwerer wird das Gehen. Doch selten er darüber klagt, schlimmer ist: er kann nicht sehen. Ganz matt und trübe ist sein Blick (vielleicht, dass er noch Schatten sieht), doch tapfer trägt er sein Geschick, er weiß nicht recht, wie ihm geschieht. Das schwarze Haar ist grau durchsetzt, der Bart dagegen schon ganz weiß. Und da er gutes Essen schätzt, rundet sich sein Bauch mit Fleiß. Obwohl er alt ist und erblindet, Herr Bobby fest im Leben steht. Er sicher seine Wege findet und täglich seine Runden dreht. |
In Hof und Garten riecht er rein, ob ihm da etwas unbekannt, geht auch nach draußen ganz allein, bleibt aber lieber nah der Wand. Kommt jemand neu in dieses Haus, Herr Bobby weiß zuerst Bescheid: er kundschaftet den Neuen aus, ist meist zur Akzeptanz bereit. Freundschaften schließt er keine mehr - es scheint, er ist sich selbst genug. Unnahbar wirkt der alte Herr, doch zeigt er Würde und ist klug. Trotzdem will ich ihn gewinnen: etwas Sympathie für mich. Wollte einen Flirt beginnen mit dem Herrn "Berühr-mich-nicht". Und so tat ich ihn umwerben, diesen kleinen Ignorant. Er wollte mir den Spaß verderben - bis er die Leckerbissen fand. Komme ich heute zum Empfang, wo Bobby meist zu sitzen pflegt, so hört er meiner Stimme Klang - und prompt sich auf mich zu bewegt. |
Er findet mich und stupst mich zart, die Nase an mein Bein gedrückt, erinnert mich auf seine Art, dass ihn ein Leckerli beglückt. Ich zeig es ihm, er sieht es nicht, und auch die Nase hilft nicht weit. Er ist wie wild darauf erpicht - mir tut der kleine Kerl jetzt Leid. So schieb ich ihm die Leckerei kurz entschlossen in sein Maul. Er setzt sich kauend nahebei, bald räkelt er sich wieder faul. Der Bobby ist ein Mischlingshund - obwohl sein Herr dies Wort nicht liebt -. Die Ahnen kamen ganz schön rund: zumindest zwei sind ausgesiebt. Das lange Kreuz, die kurzen Beine, dazu der Dickkopf, quer und stur. Das war'n nur Dackel ganz alleine; doch der Schwanz ist Pudel pur. So lebt Herr Bobby glücklich weiter zufrieden mit dem Rest der Welt. Im Allgemeinen ist er heiter, wenn was nicht stimmt, dann wird gebellt. |
Verkehr | (c) Helga Schiehl 2009 | |
Oh, mein geliebtes Ferienland, das selbst sich seinen schlechten Ruf mit Sex, erkaufter Liebe, schuf, mit dem, was als "Verkehr" bekannt. Dazu will ich jetzt nichts sagen. Wer was mit wem ist mir egal - das meiste ist ja wohl legal. Doch etwas will mir nicht behagen: Das ist der andere Verkehr, der durch Pattayas Straßen braust und laut an meinen Nerven zaust - der stört mich eigentlich viel mehr! Die Straßen hier sind allzeit voll, und der Verkehr ist stets im Fluss. Schnell fahren, scheint es, ist ein Muss, da wird gekämpft um jeden Zoll. Ich hab' die Regeln nicht durchschaut, nach denen hier die Vorfahrt gilt. Das Recht des Stärksten passt ins Bild und wer auf gute Nerven baut. So hupt der Bus das Auto an, das seinerseits ein Krad bedrängt. Der Biker scharf zum Bordstein lenkt und überall dort halten kann. Und so steh'n in voller Breite- Motorräder dicht an dicht. Und keine Lücke ist in Sicht, will man auf die andre Seite. |
Das Straßentempo ist rasant. Wer rüber will, muss schnell jetzt sein, gebremst wird nicht einmal zum Schein: was wirklich stört, ist der Passant. Denn jeder,der zu Fuß will gehen, muss das tun am Straßenrand, weil auf dem Gehweg, Stand um Stand, Waren zum Verkaufen stehen. Die Thais selbst laufen meist nicht weit: Baht-Taxis kosten nicht sehr viel und bringen nahe sie ans Ziel - es wird erreicht in kurzer Zeit. Motorradtaxis gibt’s ein Heer, die fahren scheint’s mit Überschall - man sieht sie nämlich überall und hören kann man sie noch mehr. Zwei Passagiere haben Platz. Der Fahrer trägt stets Helm und Weste, nur ein Helm bleibt für beide Gäste: die Baseballkappe ist Ersatz. Auch das Gepäck bleibt nicht zurück; und oft sieht man noch ein, zwei Kids eingezwängt mit auf dem Sitz - sie kommen an, mit etwas Glück. Kleine Hunde auf dem Lenker, große sitzen hinten nur, still wie eine Steinfigur, balancieren jeden Schlenker! |
Auf Pattayas großen Straßen hat jemand sich die Müh’ gemacht und Zebrastreifen aufgebracht - umsonst, die Jagd will weiter rasen. Zweimal in unsrer Urlaubszeit konnten wir privat notieren: Ein Bike ließ heute uns passieren! Ein Auto war mal bremsbereit... Am schlimmsten fahren die Touristen, mit strengen Regeln sonst zu Haus. Die blenden die Erziehung aus, benutzen Straßen gern als Pisten. Ein paar Ampeln sind vorhanden, und wirklich wird gestoppt bei Rot, was Abbiegern 'ne Chance bot, während wir am Fußweg standen. Da leuchtet rot der kleine Mann, und zwar für immer, jahrelang, so dass man diesen Übergang nur rennend überqueren kann! Es gäbe vieles noch zu sagen, zum Beispiel über Lärm und Smog - das ändert sich ja nicht ad hoc - doch wozu soll ich mich beklagen? Wir sind bloß Gast in diesem Land, da steht Gemotze uns nicht zu. Und sucht Ihr Orte voller Ruh, fragt uns: uns sind genug gekannt. |
Thailändisch sprechen | (c) Helga Schiehl 2009 | |
Oft schon sind wir hergefahren, Thailand ist für uns nicht neu, denn seit über zwanzig Jahren sind wir diesem Land hier treu. Schon bei unsrer ersten Reise lernten wir so hier und da sprechen in der Landesweise: Sawasdie und Khop-khun ka Doch bevor wir länger blieben (letztes Jahr drei Monat lang), haben wir uns eingeschrieben in den Kurs "Thai für Farang". Zwölf waren wir am ersten Tag, die lernen wollten Royal Thai. Und dann (ob es am Lehrplan lag?) am vierten Abend nur noch drei! Wir wollten lernen ein paar Brocken: kurze Sätze ohne Show. Der Lehrer wollt' mit Schreiben locken - Grammatik gar und Satzaufbau. |
So saßen wir am Schülerpult, der Lehrer gab den Takt uns vor. Wir repetierten mit Geduld: Go gai, ko khai, ko kwai im Chor. Gern möchte ich jetzt hier berichten, wie flüssig wir das Thai parlier'n - doch lernten wir's im Kurs mitnichten, dort konnte man die Lust verlier'n. Doch eines haben wir verstanden: Thai zu lernen ist sehr schwer. Deshalb wir die Lösung fanden - es muss halt wieder Englisch her! Der Kurs war aus, die Bücher blieben und wurden erst mal weggeräumt. Doch vom Ehrgeiz angetrieben, grübeln wir, was wir versäumt. So haben wir uns aufgerafft, das Lehrbuch wieder ausgegraben und übten dann (mit halber Kraft), was wir im Kurs beackert haben. |
Doch weh, was war es kompliziert; Die Worte gingen uns nicht ein. Was fühlten wir uns angeschmiert: es wird doch nicht das Alter sein? Dann haben wir den Satz geprobt: Pom phut pha-sa Thai dai nit noi. Stolz haben wir uns selbst gelobt - denn der Satz war für uns neu. Wir entdeckten erst nach Tagen: nur der Mann nennt selbst sich pom. Als Frau hab' ich di-chan zu sagen, wenn ich auf mich selber komm'. Langsam lernten wir indessen, wie man zählt auf Royal-Thai. Haben wir ein Wort vergessen, trösten wir uns: Mai pen rai! Eifrig mühten wir uns ab diesen Satz hier hinzukriegen Yin-di thi-dai ru chak, krap. Mir war, als würd' mein Hirn verbiegen. Jetzt sind wir wieder hier am Strand, und besser klappte es noch nie. Wir kommen durch in Stadt und Land mit Khop-khun-ka und Sawasdie. |
Vorbei | (c) Helga Schiehl 2009 | |
Vorbei die schönen Weihnachtstage, und auch Silvester ist dahin – und immer noch hör’ ich die Klage: „Was ein Stress, macht das noch Sinn?“ Da hat man Tage vor der Zeit eingekauft, geputzt, gebacken, steht der Wein, der Baum bereit - jetzt nur flink noch Päckchen packen. Und dann, zwei Tage vor dem Fest - man muss nur noch die Sahne kaufen - fühlt man kein bisschen sich gestresst: man weiß, es ist sehr gut gelaufen! Doch war man allzu sehr bestrebt Streß und Ärger fernzuhalten, so kommt es vor, ich hab’s erlebt, dass plötzlich fremde Regeln galten: Ein Anruf, gänzlich unerwartet! Und jetzt läuft es trotz Planung quer: ein Freund, der heut’ in Urlaub startet, kommt mit Familie morgen her. |
Das bedeutet, los zu laufen – auf heilig Abend, welch ein Graus, Braten und Geschenke kaufen und dann vollbepackt nach Haus. Und anstatt entspannungsbaden packe ich den Kühlschrank voll, wird der Herd erneut beladen – doch lohnt’ es sich: der Tag war toll. Und dreimal hat mein lieber Mann für Stress gesorgt am Weihnachtstag. Kaum trabte mit dem Baum er an, spürt er im Kreuz den Hexenschlag. Schnell zum Notfallarzt gefahren, er soll mit der Spritze heilen. Doch müssen wir Geduld bewahren - und bis abends dort verweilen. So kam es, dass sich diese Feste auszeichneten durch's Abendbrot: es gab in jedem Fall nur Reste, und meinem Mann tat Liegen not. Wir hatten hin und wieder Pannen: manchmal klappt's nicht mit dem Essen, und wie soll man sich entspannen, hat man ein Päckchen glatt vergessen? |
Der Weihnachtsstress ist fast schon Kult, da nervt das Kind, da nervt der Mann, meist hat man aber selber Schuld, weil man sich nicht beruhigen kann. Und dann in der Silvesternacht - beim gewohnten Vorsatz-fassen - hab ich ernsthaft dran gedacht, diesen Stress demnächst zu lassen. Doch so ein Vorsatz ist nur Schaum, auch wenn man glaubt, dass fest er steht. Und bis zum nächsten Weihnachtsbaum war’n meine Wünsche längst verweht! Diesem Stress sind wir entronnen durch die Winter-Urlaubsreise, haben Qualität gewonnen, fühlen uns ein bisschen weise. An Weihnacht ließen wir uns treiben, pflegten eine lockere Sicht, wir konnten gehen - oder bleiben, wir konnten feiern - oder nicht! |
Silvester | (c) Helga Schiehl 2008 | |
Das Jahresende naht jetzt schnell. Da sollte jeder sich besinnen - im Einzelnen und generell - was will ich nächstes Jahr beginnen? Mancher lenkt den Blick zurück weit in das vergang'ne Jahr und betrachtet Stück für Stück ob, was er tat, stets richtig war. |
Viele Leute mögen sagen: so ein Jahr, das gibt’s nie mehr! And’re werden lauthals klagen – ihnen ging grad alles quer. Einiges ist schon vergessen, was im letzten Jahr gescheh’n. Vieles wird daran gemessen, wie wir’s in der Zukunft seh’n. |
Was vorbei ist, ist vergangen, keine Änderung mehr drin. Und drum planen wir des langen auf den großen Neustart hin. Wir sind jetzt älter und gescheit! Wenn das Feuerwerk dann startet – wir ziehen mit, wir sind bereit: Hebt das Glas – die Zukunft wartet! Prost Neujahr!! |
Weihnacht in Pattaya | (c) Helga Schiehl 2008 | |
In Thailand sitzt Familie Schiehl und lauscht der Wasserwellen Spiel, die Füße buddeln tief im Sand zur Weihnachtszeit am Dongtan-Strand. Hier spürt man gar nichts von Advent, und keiner nach Geschenken rennt; von Hektik wirklich keine Spur: wir zwei genießen Sonne pur. Doch abends in der Innenstadt, da gibt es Weihnachtsdeko satt, was ich doch sehr erstaunlich find' da Thais doch meist buddistisch sind. Doch Tradition und fremde Feste verbindet Thailand stets aufs Beste. Und deshalb, in Touristenorten, steh'n Weihnachtsbäume aller Sorten. Zumeist aus Plastik nachgemacht, und doch geschmückt mit aller Pracht. Die Bäume selbst am Straßenrand umwunden sind mit Lichterband. Daneben eine Puppe dann gekleidet wie der Weihnachtsmann, versteckt ein Tonband angebracht erklingt recht laut jetzt "Stille Nacht". |
Gehandelt wird das ganze Jahr. Manchmal sind mehr Touristen da - dies Jahr fehlt die große Masse: o Herr, lass klingen ihre Kasse!! Nicht weit, vorm schön geschmückten Haus, im Schlitten sitzt Sankt Nikolaus. Und, sehr exotisch für dies Land: es sind sechs Hirsche vorgespannt. Kein Schnee um Nikolaus in Sicht und Glühwein will er sicher nicht. "Ho, ho, ho" begrüßt er jeden, mehr muss Santa Claus nicht reden. Die Leute freuen sich und lachen: Was machen die Farangs für Sachen! Und die Thai-Kids lustig-froh üben fleißig "Ho, ho, ho". Von dem Touristen-Weihnachtstrubel woll'n auch die Wirte ein paar Rubel. Sie planen den besondren Schmaus und hoffen ein volles Haus. Meist laden sie zum "Christmas Eve" und setzen, kulinarisch tief, die Gans mit Rotkohl auf den Tisch. Dann eßt mal schön, doch ohne mich! |
Doch steckt an Heilig Abend man in Alt-Europa Kerzen an, dann werden hier die Touris munter und treiben's noch ein bißchen bunter. In T-Shirt und mit kurzer Hos' legt man mit "Jingle Bell" dann los. Die Walking Street wird Freßgass-Zone, und auch die Cocktails sind nicht ohne. Im Rotlichtviertel, an der Bar, da ist der Weihnachtsmann der Star. Und alle Mädchen tragen jetzt nur rote Kleidchen, weiß besetzt. Und zwischen Hummer, Bratwurst, Bier - ganz unerwartet steht er hier: ein Extrastand, der sammelt Geld für Waisenkinder in der Welt. Ganz so ist Thailand uns bekannt: ein freundlich frohes Urlaubsland. Man lärmt und überbietet sich, man lacht und freut sich königlich. Und mit den Thais, buddhistisch heiter, geb' ich den Christen-Wunsch Euch weiter: Frohe Weihnachten! |
Weihnachtsgedicht | (c) Helga Schiehl 2008 | |
Als ich ein kleines Mädchen war, also vor fünfzig, sechzig Jahr, da lernte ich wie jedes Kind: wie wichtig doch die Feste sind. Früh wusste ich, auf welchen Tagen mein Namens- und Geburtstag lagen. Da war ich endlich Hauptperson und sammelte verdienten Lohn: Ein Buch, ein Spielzeug, auch ein Kleid und manche nette Kleinigkeit. So haben alle mich geehrt und meine Schätze stark vermehrt. Auch Ostern, blick’ ich so zurück, war mir ein Fest voll Kinderglück. Denn nach der langen Fastenzeit brachte der Hase Süßigkeit. Bunte Eier waren die Norm und Schokolade in Hasenform. Und auch, ob man die Sachen fand machte das Spiel so interessant. |
Denn der Herr der langen Ohren hat die Gaben meist verloren. Doch waren sie auch gut versteckt: letztendlich hab’ ich sie entdeckt. Doch alle diese reichen Feste war’n nur ein Vorspiel auf das Beste. Denn stets im Winter war’s soweit: es kam die schöne Weihnachtszeit. Ab 1. 12. jedes Jahr hing der Adventskalender da mit vierundzwanzig kleinen Türen, die zu bunten Bildern führen. Die Wohnung roch nach Spritzgebäck, doch hatt’ mein Suchen keinen Zweck. Sprach ich die Mutti darauf an, sie lächelte und sagte dann: „schau nur das schöne Abendrot – das Christkind backt uns Weihnachtsbrot!“ Da wusste ich, jetzt ist’s soweit. Ich legte meinen Block bereit und saß dann da und schrieb und schrieb – bis mir nichts mehr zum Wünschen blieb. Gelernt der Satz: „im Voraus Dank“. Der Brief kam auf die Fensterbank. |
Er war am nächsten Morgen weg. Und ich, die gestern noch so keck war heute von Gewissensbissen so richtig hin und her gerissen. Und auch noch viele Stunden lang war es im Innersten mir bang. Doch dann kam mit der Tage Lauf doch wieder neue Hoffnung auf. Ganz bestimmt krieg ich die Puppe, der Pullover ist mir schnuppe. Doch das Buch muss einfach sein, und ein Schlitten wäre fein. Ja, so tat ich tüchtig träumen und dabei durft’ ich nicht versäumen auch entsprechend brav zu sein, denn das gefiel den Engelein. Und dann stand da ein Baum vom Wald – ganz stachelig, mit Nadeln halt. Und dann war die Tür verriegelt – nein, sie war regelrecht versiegelt. Denn auch das Schlüsselloch war dicht und nicht das kleinste bisschen Licht konnte noch nach draußen dringen; doch hörte ich ein zartes Klingen.... |
Das Haus jetzt stark nach Tanne roch. Es hieß: „jetzt einmal schlafen noch. Der Tag des Festes kam heran. Ich quengelte: „wann fängt es an?“ Das etwas so lang dauern kann... ich fragte immer wieder „Wann?“ Bis Vati sagte: „Sei mal still, weil ich das Glöckchen hören will!“ Wo? Ich hörte keine Glocke! Doch fand im Flur ich eine Locke aus silberweißem Engelhaar: jetzt endlich war das Christkind da!! Die Tür stand offen einen Spalt, und dort macht Vati kurzen Halt und schiebt mich in den Lichterglanz: ich denk nicht mehr, bin Augen ganz! Der Baum, mit Kerzen reich bestückt, ist mit Kugeln schön geschmückt – bunt und glänzend, welche Pracht. Und dort mein Strohstern, selbst gemacht. |
Vergessen ist das neue Kleid – ich bin gern zum Verzicht bereit. Und auch die Puppe könnt’ Ihr streichen: ich will den Baum, der ohnegleichen! Doch leider steht die Zeit nicht still. Das Kind, das weint: ich will, ich will... Doch als Erwachsner weiß man dann, dass man nicht alles haben kann, und dass das Fest voll Engelshaar kehrt auch zurück im nächsten Jahr. Später dann mit meinem Mann fing der eigne Haushalt an: alles möglichst hoch modern und vom Brauchtum ziemlich fern. Nur an Weihnacht und Advent Hielten wir's wie’s jeder kennt. |
Wir hatten unsern eignen Stil: sparsam am Baum, bloß nicht zu viel nur rot, von Silber einen Hauch; und zugesperrt, wie es der Brauch. Denn etwas Spannung muss schon sein, zum Christkind darf da keiner rein. Es nach Gebäck und Tanne roch, dann hieß es: einmal schlafen noch. Die Tochter jede Stunde fragt, zum Schluss war sie schon ganz verzagt. Ganz leise bat ich meinen Mann: „Geh du und mach die Kerzen an.“ Die Tür steht offen einen Spalt – ich mache an der Schwelle halt und schiebe sanft die Tochter rein: es ist ihr Recht, zu erst zu sein. Ich betret' das Weihnachtszimmer, und das Wunder wirkt wie immer: ob andre Zeit und andrer Ort, noch immer wirkt der Zauber fort. |